Bitcoin erfüllt also die zentralen Anforderungen an hartes Geld:
Die Währung ist knapp, sicher und eintauschbar. Aber reicht das? Woher wissen wir, dass Bitcoin mehr ist als nur ein kurzlebiger Trend? Die Antwort hängt davon ab, wie die Kryptowährung die folgenden Hürden meistert.
Da wären zum Beispiel die wilden Wertschwankungen.
Bei der allerersten Bitcoin-Transaktion im Mai 2010 schlug die einzelne Münze mit 0,000994 US-Dollar zu Buche. Bis Oktober 2012 schoss dieser Wert auf 4.200 Dollar – ein Anstieg um mehr als 422 Millionen Prozent! Und das ist nur die langfristige Volatilität. Allein im Jahr 2017 sprang der Buchwert eines einzelnen Bitcoins von 750 auf zwischenzeitlich 20.000 Dollar.
Diese gewaltigen Fluktuationen entstehen durch Veränderungen der Nachfrage. Da die Menge kursierender Bitcoins begrenzt ist, kann die Währung steigendes Interesse nur durch höhere Preise abbilden. Und da die Bitcoin-Technologie neu ist, ist die Nachfrage von Natur aus variabel. Leider untergräbt genau das bislang das Potenzial der Kryptowährung als effektives Wertaufbewahrungsmittel.
Darum bleibt die entscheidende Frage:
Lassen diese Wertschwankungen irgendwann nach? Der Autor glaubt, dass sich die Fluktuationen nivellieren, je stärker das Bitcoin-Netzwerk wächst. Womit wir bei der zweiten großen Hürde für Bitcoin wären. Wenn die Währung ein neuer Geldstandard werden soll, muss sie wachsen. Aber anhaltendes Wachstum würde selbst für Bitcoin bedeuten, dass die Währung immer stärker von großen und zentralisierten Institutionen abhängt.
Anno 2018 lag das Transaktionslimit der Kryptowährung bei 500.000 Bitcoins pro Tag.
Diese Zahl kann angehoben werden, aber wir erinnern uns daran, dass nie mehr als insgesamt 21 Millionen Bitcoins zirkulieren werden. Dies beschränkt die Menge täglich möglicher Transaktionen – schwierig, wenn Menschen weltweit den Bitcoin nutzen sollen. Dann bleibt noch die Frage der Kosten. Je mehr Transaktionen stattfinden, desto mehr Nodes müssen das Netzwerk stützen. Dadurch steigt die Anzahl der Blockchain-Kopien, die nach jeder Transaktion aktualisiert werden müssen. Das wiederum treibt sowohl die Transaktionsgebühren als auch die nötige Rechenleistung in die Höhe.
Dem Autor zufolge sprechen all diese Fakten dafür, dass der Bitcoin-Handel früher oder später von der Blockchain entkoppelt werden muss – also in anderen Währungen erfolgt, die durch Bitcoin gesichert sind. Das würde zwar de facto die Einführung eines neuen Geldstandards bedeuten. Es hieße aber auch, dass das neue System von zentralisierten Institutionen verwaltet werden müsste.
Das ist ein großes Dilemma. Denn der Reiz von Bitcoin lag in dem Versprechen eines Handelssystems, das ohne staatlich anerkannte Dritte wie Banken auskommt. Leider gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches noch keine Aussicht auf eine Lösung für dieses Problem.
Wir rekapitulieren:
Bitcoin könnte sich realistisch gesehen als neuer Standard für internationale Währungen etablieren. Aber dafür muss das System auf eine Weise wachsen, die nicht seine zentralen Werte verrät.
Bitcoin könnte die Grundlage einer neuen Ära harten Geldes sein und damit weltweit stetes, nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern. Aber dafür muss Bitcoin das Schicksal des Goldstandards umgehen. Die Zeit wird zeigen, ob dies gelingt.